Elektronik kaputt: Natürlicher Defekt oder heimlich geplant?

Wieso geht Elektronik kaputt - geplante Obsoleszenz

Kaum gekauft, schon defekt – Warum geht Elektronik so schnell kaputt? Neofix Reparaturen erklärt, wieso das so ist und wie weit Hersteller mit geplanter Obsoleszenz tatsächlich gehen. Der Unterschied zwischen geplantem und natürlichem Defekt ist nicht immer klar ersichtlich.

Studien zufolge gibt heutzutage fast jedes zehnte Elektrogerät innerhalb der ersten fünf Jahre den Geist auf. Vor zehn Jahren war es nur jedes dreissigste. Und blickt man auf die Statistik, ergibt sich folgendes Bild:

  • Lebensdauer von Waschmaschinen: 13 Jahre
  • Haushaltsgeräte bleiben nur 10,6 Jahre im Einsatz
  • Smartphones bleiben 2,5 Jahre im Einsatz, Laptops 5,1 Jahre und Fernseher 5,6 Jahre

Wenn man diese Zahlen betrachtet, dann kommt schnell der Verdacht eines geplanten Defektes auf, die sogenannte „geplante Obsoleszenz“. Auch online sieht es nicht anders aus:

Geplante Obsoleszenz - Kundenrezension

Stimmt das tatsächlich?

Was sind die Ursachen für kaputte Elektronik?

Der Bildschirm bleibt plötzlich dunkel – doch wieso? Kann Elektronik ohne Fremdeinwirkung kaputtgehen? Es gibt drei Hauptursachen für kaputte Elektronik:

  • Temperaturwechsel & chemische Prozesse

    Schwankende Temperaturen beeinflussen viele Bauteile wie Kondensatoren. So sind durchgebrannte Kondensatoren einer der häufigsten Fehlerquellen. Auch chemische Prozesse, wie sie z.B. in Akkus stattfinden, nutzen die Elektronik ab. Selbst ein ungebrauchter Akku wird so jedes Jahr schwächer.

  • Unsachgemässer Umgang & mechanische Defekte

    Klar, wenn ein Display auf den Boden fällt, ist es nun mal kaputt. Anders sieht es bei mechanischen Schwachstellen aus: Diese könnten durch bessere Materialien oder andere Konstruktion teilweise einfach vermieden werden.

  • Spannungsschwankungen

    Spannungsspitzen führen dazu, dass elektronische Komponenten durchbrennen oder langsam verschleissen. Bei normalem Netzbetrieb gibt es allerdings nicht viel zu befürchten. Verantwortlich sind vielmehr billige Netzteile.

Welche Verantwortung trägt der Hersteller?

Es gibt viele Wege, wie Hersteller die Lebensdauer verkürzen: Bekannte Schwachstellen, die nicht beachtet werden; das Erschweren von Reparaturen; oder auch die Verwendung von günstigen Elektronikbauteilen. Leider ist das serialisieren von Bauteilen ebenfalls immer beliebter: Dabei können nur Ersatzteile eingebaut werden, wenn diese vom Hersteller freigegeben sind. Bekannte Beispiele sind hierfür Druckertinten oder iPhone Displays.

Geplante Defekte wären gesetzlich nicht verboten. 2012 hat der Nationalrat sogar einen parlamentarischen Vorstoss abgelehnt. Doch wieso? Und welche Verantwortung trägt der Hersteller dabei?

Tatsächlich ist die Schuldfrage nicht so einfach geklärt. Elektronische Geräte werden immer günstiger und auch immer schneller ersetzt. Dies verlockt viele Hersteller dazu, günstigere Komponenten zu verwenden und die Produkt-Testung zu vernachlässigen. Es sieht also viel mehr nach fehlendem Interesse vonseiten Hersteller aus, als böse Absicht. Auch wenn es ökologisch wünschenswert ist – schlussendlich bringt es dem Hersteller schlichtweg keinen Vorteil, seine Produkte besonders langlebig zu gestalten.

Für viele Benutzer stellt dies kein Problem dar: denn wozu sollte eine Glühbirne einer Lampe 10 Jahre halten, wenn die Lampe nach 5 Jahren sowieso ersetzt wird. Eine Umfrage vom Umweltbundesamt Deutschland kommt zu folgendem Ergebnis:

Wie zufrieden sind Konsumenten mit der Lebensdauer von Elektronik
 

Dennoch gibt es viele Geräte, die viel zu früh aufgeben. Ein Beispiel: Bei fast allen Tintenstrahldrucker lässt sich der Auffangbehälter für Tinte nicht ersetzen – ein Problem, welches über kurz oder lang eintrifft. Ob das böswillige Absicht ist oder schlichtweg mangelndes Interesse, lässt sich schwer nachweisen. Generell wäre eine geplante Obsoleszenz kaum nachweisbar – dafür würde es eine Statistik für jedes Gerät benötigen, was kaum vorhanden ist.

Eine längere Lebensdauer wäre auf jeden Fall wünschenswert: Dorothea Kessler von iFixit Europa formuliert es so:

 

Würden wir die Lebensdauer aller Smartphones in Europa um nur ein Jahr verlängern, könnten wir damit jährlich 2,1 Millionen Tonnen CO2 sparen. Das entspricht einer Million Autos, die man von der Strasse nimmt.

Dorothea Kessler

iFixit Europa

Die beste Möglichkeit für eine längere Lebensdauer sind gesetzliche Verankerungen. So würde eine längere Garantie viel mehr bezwecken als der Versuch, geplante Defekte nachzuweisen. Auch andere Lösungen wären denkbar: 5 Jahre Softwareupdates oder die Bereitstellung von Ersatzteilen.

Gegentrend „Recht auf Reparatur“ und Reparaturcafé

Die letzten Jahre entstand ein immer grösserer Gegentrend, um Elektronik länger zu erhalten. So wird die Forderung für ein „Recht auf Reparatur“ immer lauter. Dieses fordert eine gesetzliche Verankerung für erschwingliche und verfügbare Ersatzteile, sowie die Bereitstellung von Unterlagen zur Reparatur. Somit soll auch die geplante Obsoleszenz verhindert werden.

Reparieren statt Wegwerfen – so lautet auch das Motto unzähliger „Repaircafés“. So nennen sich die Treffen zur Reparatur von Alltags- und Gebrauchsgegenständen. Dabei kann jeder seine kaputten Geräte zur Reparatur mitnehmen und wird dabei von Experten ehrenamtlich unterstützt. In der Schweiz gibt es mittlerweile bereits 193 solcher Repaircafés – Tendenz steigend.

In Leipzig findet zudem ein Pilotprojekt statt, der sogenannte „Reparaturbonus“. Dieser unterstützt Reparaturen von Haushaltsgeräten und Mobiltelefonen finanziell und soll so den Anreiz auf eine Reparatur verbessern. Bereits jetzt wird über eine bundesweite Einführung dieses Projekts diskutiert.

Elektronikreparaturen von Neofix

 

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