Platine reparieren – die grosse Kunst der Elektronik-Reparatur

Wenn eine Platine defekt ist, muss diese nicht zwingend ersetzt werden. Spezialisierte Werkstätten können eine Platine reparieren und sparen so viele Kosten und Zeit. Ein Bericht von der spannenden Diagnose bis hin zur komplexen Reparatur auf Chiplevel-Ebene bei Neofix Reparaturen. Selbst bei kleinen Platinen wie denen von Smartphones oder USB-Sticks ist erstaunlich viel möglich.

Erstmal vorweg: Um was geht es bei Platinen-Reparaturen?

Bestimmt auch schon gehört: „Eine Reparatur lohnt sich leider nicht, da der Ersatz der Platine teurerer ist als ein neues Gerät“. Dass sich eine Platine reparieren lässt, erwähnt niemand. Denn genau hier liegt der springende Punkt: Mit dem richtigen Fachwissen und Werkzeug lässt sich eine Platine reparieren – sehr gut sogar. Reparaturwerkstätten wie die Rossman repair group oder Neofix Reparaturen haben sich auf die Reparatur von einzelnen Komponenten spezialisiert und zeigen erfolgreich dessen Potenzial.

Dabei können einfache Defekte fast zu 100 % repariert werden. Hierzu zählen defekte/ verbogene Anschlüsse und Stecker, defekte Leiterbahnen, Probleme der Spannungsversorgung oder andere offensichtliche Defekte. Als besonders schwierig gelten Fehler, welche nur zeitweise auftauchen oder Signalfehler. Diese sind schwieriger zu orten und benötigen dementsprechend mehr Zeit bei der Diagnose.

Eine Fehlersuche, die viel Wissen verlangt

Für Ungeübte mag eine Leiterplatte undurchschaubar sein – doch mit dem notwendigen Wissen und den richtigen Messgeräten lassen sich für Profis klare Schemas erkennen. Um diese auch ausgiebig zu testen, werden verschiedene Instrumente eingesetzt:

• Multimeter für die Messung der elektronischen Komponenten
• Wärmebildkamera und Netzteil, um Kurzschlüssen aufzuspüren
• Stereomikroskop – um die Platine auch richtig zu inspizieren
• Heissluftstation – Grösstenteils wird mit Heissluft „gelötet“
• Lötstation für SMD Komponenten
• Oszilloskop um schnelle Spannungen zu messen für die ganz schwierigen Fälle

Bei der Diagnose wird zuerst die ganze Platine ausgiebig getestet und inspiziert unter dem Mikroskop. So können defekte oder verschmorte Bauteile einfach und schnell aufgespürt werden. Anschliessend werden einzelne Baugruppen mit dem Multimeter genauer untersucht: Sind alle Spannungsversorgungen sichergestellt? Gibt es Kurzschlüsse oder Unterbrüche?
Wird ein Kurzschluss festgestellt, so kann dieser Stromkreis ganz gezielt mit dem Netzteil angesteuert werden. Durch den nun fliessenden Strom erwärmt sich das fehlerhafte Bauteil und kann anschliessend mit der Wärmebildkamera bestimmt werden. Zum Schluss folgt eine kurze Kontrollmessung mit dem Multimeter, welche den Defekt bestätigt.

Fehlersuche mit einer Infrarotkamera

Reparaturen an der Grenze des möglichen

Haben Sie schon mal davon gehört, dass sich der Speicher von iPhones erweitern lässt? Doch, das ist möglich! Allerdings wird eine Menge an Können benötigt, um auf diesem Level eine Platine reparieren zu können. Es ist dennoch ein sehr gutes Beispiel, um die wahren Grenzen aufzuzeigen – und nicht die der Hersteller.

Wie lässt sich denn eigentlich eine Platine reparieren, nachdem der Fehler gefunden wurde? Zuerst muss das defekte Bauteil unter dem Mikroskop entfernt werden. Dazu wird sogenanntes Flussmittel auf das Bauteil aufgetragen – dies sorgt dafür, dass die Lötstellen genügend erhitzt werden. Anschliessend wird die Stelle unter dem Mikroskop mittels Heissluftstation auf ca. 300° Celsius erwärmt, um es zu entfernen.

Nach dem Entfernen wird die Platine von restlichem Lötzinn gereinigt. Dies ist besonders wichtig bei Chips, denn hier kann verbleibendes Lötzinn einen Kurzschluss verursachen.

Und zum Abschluss wird wieder etwas frisches Flussmittel nachgetragen, um das Bauteil anschliessend wieder zu verlöten. Die immer kleiner werdenden Geräte sind auch hier spürbar: Die Bauteile haben teilweise eine Grösse von nur gerade 1 Millimeter – da ist eine feine Hand gefragt. Doch mit etwas Übung ist auch das keine grosse Herausforderung und so ist ein Chip innert Minuten ersetzt.

Weshalb Platine reparieren häufig die sinnvollere Wahl ist

Soll ich die Platine reparieren lassen oder ersetzen? Die Antwort auf diese Frage ist nicht ganz einfach. Für Konsumenten-Geräte mit einer grösseren Verbreitung und höherem Wert wie z.B. Smartphones, Laptops, PC’s, Spielkonsolen etc. lohnt sich das Platinen reparieren fast immer. Vor allem bei wertvollen Geräten überwiegen die Kosten der Diagnose und Reparatur deutlich gegenüber einem Neukauf.

Bei günstigeren Geräten ist es schlicht der finanzielle Punkt, welcher eine Reparatur überflüssig macht. Das muss aber nicht heissen, dass es sich nicht lohnt: Denn wenn sich noch wertvolle Daten auf dem Gerät befinden, kann sich eine Reparatur dennoch lohnen. Schwieriger wird es bei seltenen Geräten: Hier ist es schlichtweg die Ersatzteilverfügbarkeit, welche zum Problem werden kann.

Wieso bieten Hersteller wie Apple keine Mainboard-Reparaturen an?

Bei Wasser- oder sonstigen Elektronikschäden auf Platinen heisst es vom Gerätehersteller häufig dasselbe: Eine Reparatur ist nicht möglich, der Ersatz kostet mehr als das Neugerät. Doch wieso ist eine Reparatur nicht möglich? Wagen wir einen Blick hinter die Kulisse:

Tatsächlich repariert z.B. Apple selbst auch Platinen – allerdings nicht als Dienstleistung für Endkunden. Vielmehr wird sie für wiederaufbereitete Platinen verwendet oder um Garantiefälle zu reparieren. Das zeigt, dass es – entgegen der Aussage vieler Hersteller, sehr wohl möglich ist. Doch was sind die Gründe, weshalb sie es nicht für Endkunden anbieten?

• Der Hersteller verdient auch bei Neugeräten
• Chiplevel-Reparaturen benötigen sehr gut geschultes Personal, welches höhere Kosten mit sich zieht
• Apple & Co haben kein Interesse daran, dass andere Werkstätten ebenfalls Platinen reparieren